Innenstadt
Cottbus/Chóśebuz

„Der Nächste bitte!“ – Puppensprechstunde in der Cottbuser Innenstadt

Am 28. September 2024 hatte das Citymanagement Cottbus/Chóśebuz zur Sprechstunde mit Frau Puppendoktor Angelika Salomon in die Cottbuser Innenstadt eingeladen. Gefördert wurde die Veranstaltung über das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ und die Stadt Cottbus/Chóśebuz.


Die Stühle im Wartebereich „Sprem 29“ füllten sich schnell mit Besucherinnen und Besuchern aller Altersgruppen. Insgesamt 23 Patientenkärtchen wurden an diesen Tag ausgefüllt. Geduldig warteten die Patientenmuttis und -vatis bis der Aufruf kam: „Der Nächste bitte!“. Teddys, Zelluloid-Puppen, Porzellankopf-Puppen, Puppenstuben-Puppen, von 1900 bis in die heutige Zeit, wurden vorgestellt. Die Diagnosen waren unterschiedlichster Art: von Mottenfraß an Teddys Pfoten, zerbrochenen Gliedmaßen, fehlenden Mama- oder Brummstimmen, losen Armen und Beinen bis hin zu eingedrückten Augen, losen Puppenköpfen oder auch ausgeblichenen Farben an Mund und Wangen. Für alle vorgestellten „Patienten“ hatte Frau Puppendoktor Salomon einen Heilungsvorschlag. Vier Reparaturen konnten vor Ort durchgeführt werden. Der Großteil der Puppen und Teddys wird jedoch in der Werkstatt in Kahren repariert.


Rund um das Geschehen mit den defekten Lieblingen gab es aber auch interessante Geschichten zu hören.


Teddy „Kugelrundi“, zum Beispiel, war sehr unterernährt. Er hatte keinen Bauch mehr, auch sah man ihm die Jahre an, in denen er von Kindern als Kuscheltier sehr geliebt wurde. Damit er wieder ansehnlich wird, müssen Nähte geschlossen, Löcher geflickt und Füllwatte in den Bauch. Bei so abgeliebten Kuscheltieren ist meist etwas Kreativität vom Puppendoktor gefragt. Schließlich soll „Kugelrundi“ wieder seinem Namen gerecht werden.


Eine Familie war mit den Kindern, Mama und Oma extra aus Beeskow angereist. Sie stellten einen ebenfalls sehr abgemagerter Teddy vor. Dieser wurde dann gleich vor Ort ausgestopft, um seine ursprüngliche knuffige Form wiederzuerlangen. Mit Frau Puppendoktor fachsimpelte die Familie lange, wie die ziemlich löchrige Original-Kleidung des Teddys von Oma ersetzt werden könnte. Es gab also auch Anleitung zum Selbermachen und Kosten sparen.


Eine Cottbuserin, 75 Jahre alt, bekam 1961 eine Puppe aus Kiew geschenkt. Vor dem Arztbesuch im Büro des Citymanagement Cottbus/Chóśebuz hatte sie die Puppe extra gewaschen … „Na, das macht man doch, bevor man zum Arzt geht“. Die Gummis, welche Arme und Beine verbinden, waren schon in die Jahre gekommen und lose. Um die Gummis zu ersetzen, kamen unter anderem Nadel und Faden sowie eine Häkelnadel zum Einsatz. Dann war das Püppchen wieder hübsch.


Eine Seniorin brachte die Puppe ihrer Mutter mit. Sie trug den Namen „Gretel Walter“ in das Patientenkärtchen ein. 1940 bekam ihre Mutter Gretel die Puppe zum 6. Geburtstag geschenkt. Auf der Flucht im Zweiten Weltkrieg waren die Puppe und ein Wecker die wichtigsten Schätze. Bis heute wird Gretel sorgsam gehütet und bewahrt und weckt Kindheitserinnerungen.


Auch besondere Schätzchen waren unter den Puppen- und Teddy-Patienten. Eine sehr alte Käthe Kruse Puppe und mehrere Puppenstubenpuppen um 1900 begutachtete Frau Puppendoktor. Auch aus der Zeit war eine sehr große Porzellankopfpuppe mit einem für das Alter noch recht gut erhaltenen Leder-Körper. Allerdings wurden einmal von einem anderen Puppendoktor Kopf und Arme ersetzt und leider nicht mit Originalteilen. Frau Puppendoktor Salomon schätzte den Wert der Puppe ein und beriet die Familie hinsichtlich einer möglichen Reparatur und deren Kosten. 


Insgesamt lässt sich sagen: „Das war ein gelungener Tag!“ und wir freuen uns auf die nächste Puppendoktorstunde am 16. November 2024.

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